Vorstand im Interview: „Das wäre wie eine Meisterschaft“
Die Saison in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ist aufgrund der Corona-Krise für beendet erklärt worden – und damit auch die Spielzeit bei den BSW Sixers. Präsident Maik Leuschner und Vorstandsmitglied Matthias Goßler sprechen im Interview über die aktuelle Situation im Verein und ihre Folgen.
Wie geht es den Spielern der BSW Sixers, wie den Vereinsmitgliedern und euch? Sind alle gesund?
Maik Leuschner: Wir sind natürlich alle emotional sehr angefasst. So eine Situation gab es ja in unserer Vereinsgeschichte und der Geschichte unseres Landes noch nie. Der Schutz jedes Einzelnen in unserer Gesellschaft hat jetzt absolute Priorität, so ist es auch bei den BSW Sixers. Da müssen sämtliche persönliche Interessen ganz hinten anstehen. Wir haben in der vergangenen Woche den gesamten Trainings- und Spielbetrieb im Verein bis auf weiteres eingestellt. Da unser Verein auch hauptamtliche Trainer und Mitarbeiter beschäftigt, die nun ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können, werden wir für alle Angestellten Kurzarbeit anmelden müssen. Zum Glück ist uns aber bisher kein Fall bekannt, bei dem sich ein Vereinsmitglied, Fan, Spieler oder Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziert hat. Wir hoffen inständig, dass es auch so bleibt und alle weiterhin Wohlauf sind. Das wäre wie eine Meisterschaft.
Am Montag hat die BARMER 2. Basketball Bundesliga die Saison in der ProA und ProB für beendet erklärt, ihr wart bei der Sitzung dabei. Wie war die Gefühlslage bei den Clubs?
Maik Leuschner: Es war ein sehr konstruktives Zusammentreffen der Bundesligateams. Alle Anwesenden waren sich der Tragweite der dort getroffenen Entscheidung mehr als bewusst. Man konnte aber auch die Unsicherheit der Verantwortlichen vieler Teams spüren. Unsere Vereine generieren ja einen Großteil ihrer Einnahmen aus dem Sponsoring - und damit sind wir auf die Unterstützung der regionalen Wirtschaft angewiesen. Da die meisten Vereine mitten in der Lizenzierung für die bevorstehende Saison stehen, dürfte sich eine verbindliche Planung mehr als schwierig gestalten. Für einige geht es dabei schlicht auch um das Überleben.
Welche Auswirkungen hat der Abbruch auf das Profiteam der Sixers, wie geht es jetzt mit den Spielern weiter?
Maik Leuschner: Da der Spielbetrieb in der BARMER 2.Basketball Bundesliga mit sofortiger Wirkung beendet ist, befinden sich fast alle Spieler inzwischen bei ihren Familien. Da in der easyCredit BBL noch keine finale Entscheidung über den Abbruch oder die Fortführung des Spielbetriebes getroffen wurde, sind die Doppellizenzspieler aktuell beim SYNTAINICS MBC in Weißenfels. Wir bereiten zwar die Lizenzunterlagen für die Saison 2020/21 vor, aber bitte habt dafür Verständnis, dass es aktuell wichtigere Themen für uns und das ganze Land gibt als den Spielbetrieb in der ProB für die kommende Spielzeit. Sobald die Situation es erlaubt, werden wir Gespräche mit unseren langjährigen Partnern führen, um den erfolgreichen Weg, den wir eingeschlagen haben, weiterzuführen und wieder ein konkurrenzfähiges ProB-Team auf die Beine zu stellen.
Basketball muss nun in den Hintergrund rücken, unsere Gesellschaft steht vor einer größeren Herausforderung - vielleicht sogar für eine lange Zeit. Was bedeutet das für den Verein BSW Sixers?
Matthias Goßler: Für die nähere Zeit heißt es umdenken. Der Schutz der gesamten Bevölkerung steht an oberster Stelle. Da muss ein Verein natürlich in die zweite Reihe treten. Hier gilt es über individuelle Trainingspläne nachzudenken, um gerade auch unseren Nachwuchs in der Trainingspause zu fördern. Es wird aber auch irgendwann eine Zeit nach der Pandemie geben. Für diese werden wir die positive Entwicklung der vergangenen Jahre weiter vorantreiben. Hier werden Erkenntnisse, die wir aus dieser Situation erlangt haben, mit einfließen.
Der Verein wird kommendes Jahr 15 Jahre alt - habt ihr Sorge, dieses Jubiläum noch feiern zu können?
Matthias Goßler: Natürlich ist das eine schwierige Situation. Da wir selbst in unseren Unternehmen aktuell für das Krisenmanagement und das Wohl unserer Mitarbeiter zuständig sind, wissen wir, dass ein Thema wie Vereins-Sponsoring momentan alles andere als auf der Tagesordnung steht. Aber die Sixers sind ein verschworener Haufen. Angefangen von den Fans, die in letzter Zeit immer zahlreicher in den Sixers-Dome kamen, über alle Mitwirkenden und Mitglieder, die selbstverständlich ihre Freizeit für das Projekt Basketball in der Region opfern, bis hin zu unseren Sponsoren, die den Sport und den Zusammenhalt unseres Vereines lieben und sich nicht als Geldgeber, sondern als Teil der Gemeinschaft verstehen. Wir werden das vorfristige Saisonende nutzen, um gerade unsere Struktur im Verein weiter zu verbessern. Das ist ein Versprechen. Und dann wird hoffentlich das passieren, was den Verein in seinen ersten 14 Jahren so besonders gemacht hat: Wir rücken näher zusammen und die Stärkeren werden sich zu den Schwächeren stellen. Und ja, wir werden wieder ein ProB-Team formen. Und ja, wir werden die 15 Jahre feiern - mit den Brötchen, die wir dann backen können. Aber mit allen Basketballverrückten da draußen. Bleibt bitte gesund!