"Weitergeben, was ich gelernt habe": Donte Nicholas im Porträt

Die Zahlen lesen sich nicht nur für Fans der BSW Sixers gut: 16 Punkte, 8 Assists, 14 Rebounds. Und sicher wird auch Donte Nicholas zufrieden sein mit diesen Zahlen: Er ist schließlich für sie verantwortlich und war damit federführend, dass die Sixers auch Spiel zwei seit Nicholas Ankunft gewonnen haben. Es gibt aber weitere Zahlen, die etwas über Donte Nicholas, den neuen Swingman der Sixers, erzählen.

Zum Beispiel 9/11. Nein, das ist kein Bezug auf den Terroranschlag in New York. Diese Zahlen stehen an Nicholas Klingelschild. "Als ich das das erste Mal gesehen habe, dachte ich, das ist verrückt", sagt er. Ein verrückter Zufall. Kein Zufall ist die Verpflichtung des 1,96 m großen Flügelspielers. Seit drei Wochen ist er hier. Den Anruf der Sixers nahm er in den Niederlanden entgegen, wo er seine Freundin besuchte. Nicholas ist als Führungsspieler geholt worden. Das zeigt die nächste Zahl: 35. Sein Alter. Verglichen mit seinen Teamkollegen macht ihn das fast schon zum Methusalem. Der Dorfälteste. Einer der schon alles gesehen hat, sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt, mit allen Wassern gewaschen ist.''

"Meine Reise ist ein bisschen anders", sagt er. Ein Reisebuch, um im Bild zu bleiben, gefüllt mit Kapiteln, die man nicht unbedingt erwartet. Zum Beispiel dieses hier: "Ich bin nicht mit Basketball aufgewachsen." Der kleine Donte aus Washington D.C. liebte ein anderes, in den USA nicht minder populäres Spiel: American Football. Er war gut. Er hätte als Footballer den nächsten Schritt gehen können. Aber er wollte nicht. "Ich war zwar gut, aber ich war auch faul." Viel Training, vor allem im Sommer. Die Hitze. Der Jugendliche Donte Nicholas war erstaunlich pragmatisch:  "Da spiele ich doch lieber Basketball, das kann ich in einer klimatisierten Halle machen. Und man verletzt sich auch nicht so schwer."

Drei Jahre in Australien
Nachdem er zweimal von seinem Highschoolteam gecuttet wurde, schaffte er es im dritten Versuch ins Team. "Da wollte ich aber immer noch nicht Basketballprofi werden", sagt er. Der Erweckungsmoment war in seinem dritten Jahr auf dem College. "Ich spielte besser und alles wurde ein bisschen leichter auf dem Feld. Und ich dachte, vielleicht kann ich damit Geld verdienen", erinnert sich Donte Nicholas. Da war er 22 Jahre alt. Eine Zeit lang hatte er Aussichten, einen Vertrag bei einem NBA-Team zu bekommen. Er machte bei zwei Tryouts mit, gehörte beide Male zu den besten drei Spielern von über 40 Teilnehmern. Nicholas wurde nicht gedraftet, aber zu einem Trainingscamp eingeladen. Er war gut. Aber er kam von einem College, das in der zweiten Division spielte. "Trainer und Scouts gucken vor allem auf Spieler, die für große Schulen gespielt haben", sagt Donte Nicholas. Er schaffte es nicht, die NBA-Tür fiel zu. "Mein ganzer Plan war es, dort zu spielen", erinnert er sich. Die Enttäuschung war groß. Wie ging er damit um? "Auch wenn Dinge nicht klappen, lernt man, dass es nicht wirklich ein Verlust ist, sondern eine Erfahrung, die neue Möglichkeiten eröffnet. Wenn du nicht an dich selbst glaubst, dann tut es keiner. Ich wusste, dass sich eine andere Tür öffnen wird." Und diese führte in ein Flugzeug nach Australien.

Donte Nicholas hatte sich nach dem zerplatzten NBA-Traum einen Job gesucht und in Washington D.C. in mehreren Ligen gespielt. Fit halten, bis sich eine Möglichkeit ergibt. Und die kam: Einer der Assistenztrainer des Colleges, auf das er gegangen war, stellte einen Kontakt nach Australien her. Die Ansett Blues boten Donte Nicholas einen Vertrag an. Er kündigte seinen Job und griff zu: "Ich wusste, dass es nicht die beste Liga ist, aber ich hatte einen Fuß in der Tür."
Donte Nicholas war 25 Jahre alt, als er seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Und er war zum ersten Mal außerhalb der USA. Insgesamt drei Jahre spielte er in Australien, ehe ein ehemaliger Mitspieler ihn fragte, ob er nach England kommen wolle. Donte Nicholas zögerte keine Sekunde: "Es war mein Ziel gewesen, in Europa zu spielen." Bei den Plymouth Raiders spielte er zwei Jahre – unterbrochen durch seine erste Station in Deutschland, den Iserlohn Kangaroos in der ProB. 2019 ging es für ein Jahr in die ProA nach Rostock zu den Seawolves, 2020 schloss er sich dem Farmteam des Bundesligisten Gießen an, wieder ProB. Seine letzte Station vor seinem Wechsel nach Sandersdorf hatte Donte Nicholas beim BBC US Heffingen in Luxemburg.

Australien, England, Deutschland, Luxemburg – da kommen viele Erfahrungen zusammen. Aber was weiß er am meisten daran zu schätzen, Basketballprofi zu sein? Donte Nicholas überlegt nicht lange. "Es sind auf jeden Fall die Möglichkeiten, die mir der Sport gegeben hat. Ich bin viel gereist, habe verschiedene Länder und Orte kennengelernt. Aber vor allem weiß ich zu schätzen, dass ich verschiedene Menschen und deren Kulturen kennengelernt habe." Reisen ist ihm besonders wichtig. Sein Heimatland vermisst er selten. Über die Jahre hat er sich daran gewöhnt, weg von zu Hause zu sein. Er telefoniert regelmäßig mit Freunden und Mentoren. Das hilft ihm, sich nicht isoliert zu fühlen. Erst recht, wenn er in einem Land spielt, dessen Sprache er nicht versteht. "Ich weiß nicht, ob man als Profi in Übersee erwachsener sein muss, als in den USA. Aber eines weiß ich, man muss sich auf alles, was dazu gehört, zu einhundert Prozent einlassen."

In Europa bleiben?
Mittlerweile kann sich Donte Nicholas sogar vorstellen, seinen Hauptwohnsitz nach Europa zu verlegen. Er möchte gerne ein EU-Visum. Auch, um nach der Karriere hier zu leben. Am liebsten in Spanien, das er schon oft besucht hat.
Ist da immer noch die mit us-amerikanischem Pathos beschworene "Liebe für das Spiel"? "Ja, aber es ist anders als früher", sagt Donte Nicholas, "jetzt geht es mir mehr darum, das weiterzugeben, was ich gelernt habe." Ein wesentlicher Grund, dass er das Angebot der Sixers annahm, war, dass er als Erfahrenster den jungen, talentierten und entwicklungsfähigen Spielern dabei helfen kann, sportlich den nächsten Schritt zu tun.

Er selbst ist gesund und fühlt sich fit. Die Frage, wie lange er noch aktiv Basketball spielen wird, ist keine, die der Körper entscheidet, sondern der Kopf. Er möchte auch nach seiner aktiven Karriere mit dem Basketball verbunden bleiben. Nicht als Headcoach, aber als Trainer. Die Frage, wann er seine aktive Laufbahn beenden will, beantwortet Donte Nicholas indirekt: "Die Zeit rückt näher, dass im Buch das nächste Kapitel aufgeschlagen wird." Bis es soweit ist, sind da aber noch ein paar Seiten mit den BSW Sixers zu füllen.

Die Spielerpatenschaft für Donte hat die Grumbach Autocenter KG übernommen!

Text: Marcus Bräuer

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